Was ist Osteopathie?

Der wohl meist gehörte Satz während meines Studiums am I.C.R.EO. war „Find the laesion, treat the laesion, leave it alone.“ Dies ist ein Zitat von Andrew Taylor Still (Begründer der Osteopathie, *1828 in den USA) welcher sagte „Der Osteopath sucht die Störung, findet sie, korrigiert sie, und lässt die Natur handeln.“  Nach diesem Grundsatz arbeite auch ich. Ich suche nach Blockaden, behebe diese und lasse den Körper die restliche Arbeit machen, um sich selbst zu heilen. 

Aber was ist eigentlich eine Blockade und wie funktioniert diese „Selbstheilung“? Spricht man von einer Blockade, meint man eine Bewegungseinschränkung der Gelenkkapsel. Solch eine Blockade kann theoretisch in jedem Gelenk vorkommen. Beim Pferd sieht man sie tatsächlich aufgrund seiner Anatomie hauptsächlich in den Facettengelenken der Wirbelsäule, siehe Foto.


Lendenwirbelsäule Pferd mit den Facettengelenken der linken Seite (blau umkreist)

Seltener sind die Extremitäten betroffen, was erklärt, weshalb ich mich in meiner Behandlung fast ausschließlich der Wirbelsäule widme. Funktioniert diese nämlich (wieder) störungsfrei, sind die Durchblutung und die nervale Versorgung der Extremitäten mitsamt ihres Gewebes gewährleistet und können dort die Gelenke ebenfalls (wieder) störungsfrei arbeiten. 

Hier passt ein anderes bekanntes Zitat von A.T. Still: “Leben ist Bewegung. Dort wo Bewegung gestört ist, beginnt Krankheit”. Ist ein Gelenk in seiner Bewegung eingeschränkt, hat dies direkte Auswirkungen auf die Durchblutung in dessen direktem Umfeld (Triggerpunkte entstehen), aber auch in Bereichen, die weit entfernt von der Gelenkblockade sind. Hiervon betroffen sind auch die Nerven, Muskeln, Haut, Haare, Faszien, Organe etc. Das wiederum bedeutet, dass beispielsweise eine Blockade im Bereich des Widerrists eine Minderdurchblutung am Widerrist, aber auch in den Vorderbeinen verursacht. Dadurch wird das Gewebe nicht mehr optimal versorgt und es können sich zum Beispiel weitere Bewegungseinschränkungen in den Vorderbeinen und Sehnenschäden entwickeln. Aber nicht nur die Muskeln, Sehnen und Gelenke sind von der verminderten Durchblutung betroffen, auch die inneren Organe. Hierdurch können sich Atemwegsprobleme, Verdauungsprobleme und Probleme mit der Fruchtbarkeit ergeben, um nur einige Beispiele zu nennen. 

Wird die Blockade behoben, wird fast augenblicklich die Durchblutung des umliegenden Gewebes normalisiert, die Spannung in der Muskulatur reguliert sich und die Organe können wieder störungsfrei funktionieren. Der Körper heilt sich somit selber, indem ich den Stein ins Rollen bringe. Dieser Prozess wird unmittelbar während der Behandlung in Gang gesetzt, kann manchmal aber auch einige Zeit dauern. Daher empfehle ich in der Regel, dem Tier einige Tage Ruhe zu gönnen. In schweren Fällen kann auch schon mal eine längere Pause sinnvoll sein. Das besprechen wir dann nach der jeweiligen Behandlung.

Kleines Problem, große Auswirkungen, wenn eine Blockade zu lange unbehandelt bleibt! Daher empfehle ich, aus eigener leidvoller Erfahrung, jedes Tier mindestens einmal pro Jahr, besser sogar halbjährlich behandeln zu lassen. Hierdurch werden einzelne Blockaden aufgespürt, bevor sie größere Probleme verursachen.